martina burandt

Aktuelles

mich_hat_keiner_gefragt

Mich hat niemand gefragt – Tage ums Jahr

Poetisches, Kurze Texte, Aphorismen
Omnino Verlag, 2023
ISBN 978-3-95894-264-6
132 Seiten, 12 x 19 cm, Softcover
€ 16,00

Hier zur TAZ-Rezension von März 2024
https://taz.de/!5995365/

 

zuhausebinichselbst

Zu Hause bin ich selbst

Ein Mutter-Tochter-Lesebuch auf Reisen
von Martina Burandt (Autor:in), Franca Luisa Burandt (Autor:in)
2022, 204 Seiten

bei Omnino Verlag, Berlin

 

 

ihre_seidenen_fluegel_an_waescheleinen

Ihre seidenen Flügel an Wäscheleinen

Lyrik, 2018
Omnino Verlag, ISBN 978-3958940963
170 Seiten, € 16,99

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Termine/Veranstaltungen

Literarische Intervention Burandt + Pickener 25. Mai, 20:30; Lange Nacht der Museen, Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen

„Mich hat niemand gefragt - Tage ums Jahr“
Lesung mit Musik - Martina Burandt, Musik: Dietrich Wüsteney (Gitarre)
"Was ist die neue Wirklichkeit? Das hab ich mich gefragt. (…) Leben wir in der Vergangenheit, während uns derzeit die Wirklichkeiten mit Dingen überrollen, die wir vor lauter Angst und Überforderung immer noch nicht wahrhaben wollen." Eine Ich-Erzählerin blickt aus ihrem eigenen Umfeld heraus auf die Dinge der Welt, um damit etwas Kollektives in einer bestimmten Zeit zu beschreiben. "Martina Burandt ist eine einfühlsame Erzählerin, tastend, sanft, mit angenehmer Stimme. Ihr Buch ist eine Schule der Achtsamkeit.“ Omnino Verlag, Berlin, November 2023
Am 3. März 2024, 16.00 - 17.30 Uhr
Kolumbarium im Michaeliszentrum | Goethestr. 65 | 27576 Bremerhaven
Am 10. März 2024, 16 Uhr, Forum Kirche, Hollerallee 75, 28209 Bremen
Mehr unter:
www.kirche-bremen.de

Feuer – Erde – Wasser – Luft» – Tanz des Lebens
Der „Verband der Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Niedersachsen/Bremen“ präsentiert eine Lesung mit Musik. Die vier Elemente verbinden sich zum „Tanz des Lebens“ und gestalten auch die Grundlagen für Überlegungen zu Nachhaltigkeit in Zeiten von Klimawandel und seinen spürbaren Auswirkungen. Mit den Mitteln der Literatur und Musik werden die beschriebenen Phänomene aus neuen Perspektiven betrachtet.

Mit Sabine Göttel, Wolfgang Uster, Christopher Haupt, Martina Burandt
Am Sonntag, 28.4.2024 / 16:00 bis 18:00 Uhr
im Rahmen von „LitMus extra – Literatur und Musik“ im Theater in der List, Hannover
Mehr unter: https://theaterinderlist.jimdo.com/lit-mus-erzählbühne/

Früher war das Leben leichter
Neue Lyrik (2018-2023) von Martina Burandt mit Tuschezeichnungen von Uwe Martin
Bremer Buchpremiere im Rahmen der Ausstellung von Zeichnungen des Bremer Künstlers Uwe Martin
Am 5. Mai 2024, 17 Uhr in der Galerie Am Schwarzen Meer 119, 28205 Bremen
Mehr unter:
Mehr unter: www.kulturhof-peterswerder.de/ und
Mehr unter: www.literaturmagazin-bremen.de/

Im Repertoire

Zuhause bin ich selbst – ein Mutter-Tochter-Buch auf Reisen
Für ihr gemeinsames Buchprojekt machen sich Mutter und Tochter auf die Reise Richtung Osten, dorthin, wo ein Teil ihrer Vorfahren herkommt. „Zuhause bin ich selbst“ handelt davon, woher wir kommen und wohin wir gehen. Die Lesung ist eine performative Collage aus Lyrik, Kurzprosa, Reisebeschreibungen und Tanzfragmenten. „Zuhause bin ich selbst“ von Franca und Martina Burandt ist Ende März im Berliner Omnino Verlag erschienen: Zuhause bin ich selbst (omnino-verlag.de) Siehe auch: Literatur sehen:
www.butenunbinnen.de

Kleines Gelächter unter der Haut
Lesung zum Thema Kindheit von und mit Ursula Pickener und Martina Burandt
Termine nach Vereinbarung

Lyrik

Der letzte Hauch

(In den Zeiten von Corona)

Der letzte Hauch
Fragt ein Stern ohne Himmel
Wie ein Fisch ohne Wasser
Lahm der Flossenschlag

Deine schillernde Schönheit
Nur Schuppenhaut
Doch
Zurück im Grenzenlosen
Erleuchtet sie Schwärze

veröffentlicht im Projekt "Vivre Pauvre", zusammen mit Tilman Rothermel, Bremen 2020

Rückwärts durch die Zeit

Rückwärts durch die Zeit
Mit dem Zug
Vom Süden in den Norden
Entdecke ich im Traum
Die ultramarinblauen Flügel
An deinen mürben Schultern
Aufgesteckt
Wie die toten Falter im Schaukasten
Des Heimatkundemuseums unserer Kindheit
Wir waren auch glücklich, dort
Zwischen den Rissen
Den unausweichlichen
Übten wir uns im Fliegen – damals
Entscheidend ist es – jetzt
Zu erkennen
Und dann diesen Moment
Im Licht der Ewigkeit zu betrachten

Ich bin! Oder: Ahoi!

Ich bin
Die Enkeltochter von Captain Ahab
Von dem mit dem Hinkebein
Dem Hartherzigen
Der sich blind stellte
Und die Weichen Richtung Abgrund
Blut rann aus den Waggons
Und Tränen, bis heute
Damals, als der Himmel schwarz wurde
Und die Seelen braun

Ich bin
Die Enkeltochter von Captain Ahab
Ich bin auch seine Geschichte
Die Segel aber
Setzte nur ich
Heute geht es in meine Richtung
Weit weg vom Hass
Lenke ich mein Schiff
Richtung Herz, Richtung Blau

Ich bin
Die Enkeltochter von Captain Ahab
Bin wie das Meer
Klar und grenzenlos weit – wie alles
Ich folge keinem fremden Führer
Folge keiner Lüge
Und niemals dem Hass
Ahoi!

Der weiße Kranich

Im grauen Winter an der Schilfseite: Der weiße Kranich. Kahl der ferne Wald und schlammig die weiten Wiesen, die trist in ihrem modrigen gelb-braun ins Nichts führen. Da entdecke ich im Schein der trüben Morgensonne, dort hinten im brackigen Wasser des kleinen Sees, dich, nach dem ich so lange Ausschau hielt, seitdem die Zeit rückwärts läuft und sich nach der Finsternis bückt. Auch wenn der Mond noch voll wird und schön. Immer dunstig ist es. Und dann kommst du, weißer, prächtiger, von weit her um mir hier die Uhr wieder umzudrehen. Bist plötzlich da, anzukurbeln die Herzlinie, anzukurbeln die verstummte Stimmgabel. Und Sonne, Mond lachen mit mir. Und Schlamm wird Gold.

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Leseprobe/Podcast Podcast Gästezimmer

 

Kurzprosa

Mein verlassenes Haus

Dass ich es verlassen habe, bemerke ich meist erst, wenn ich zu ihm zurückkehre. Es ist ein wenig so, wie ich auch manchen Schmerz erst dann in seiner Tiefe spüre, wenn er nachlässt, bestenfalls vorbeigegangen ist. Oft setzt dann eine aufgeregte Euphorie ein, ein Tatendrang, den meine Umwelt schwer nachvollziehen kann. Es ist ein wenig so wie bei einem prall aufgepusteten Luftballon. Stößt er irgendwo an einer spitzen, einer scharfen Stelle an, verliert er alle Luft (Prana), die ihn zu dem gemacht hat, was er ist.

Komme ich nach einer Reise in mein altes Haus zurück, egal ob meine Abwesenheit kurz oder lang war, bin ich bereits im Vorgarten verblüfft über die Pracht oder den Verfall der Pflanzen – als sähe ich es zum ersten Mal. Ich schließe die Haustür auf, gehe einen Schritt zurück. Es ist fast ein Ritual.

Ich hebe den Deckel vom Briefkasten und schaue hinein. Ich hieve meine meist zu schweren Taschen in den Flur und schon schlägt mir der muffige Geruch der alten Hundedecke entgegen. Diesen Geruch nehme ich sonst kaum wahr. Ich betrete Küche und Wohnraum, öffne die Fenster und die Tür zum Garten.

Ich lasse mich bestenfalls erst einmal auf einem Stuhl nieder, mit dem Gefühl, jemand habe auf mich gewartet. Ist etwas passiert während meiner Abwesenheit? Hat sich etwas verändert? Ich ziehe meine Schuhe und Strümpfe aus und laufe über den Holzfußboden (den ich so liebe); schaue in jedes Zimmer. Mit jedem weiteren Moment, werden die Wände, die Umrisse meines Hauses zu meinen. Meine Haut. Heimat.

Mein Name

Mein Name ist Martina Gabriela.
Als ich im Mai 1960 auf die Welt kam, war der Name Martina gerade in Mode. Meine Mutter, immer darauf bedacht, mit der Zeit zu gehen, hatte diesen Namen für mich ausgesucht.

Die damals erfolgreiche und beliebte Fernsehschauspielerin, Martina Gabriella, war in aller Munde. Vor allem konnte man in den Gesprächen über sie offenbaren, dass man modern war – und einen Fernseher besaß. Auch meine Eltern gehörten dazu, obwohl man sagen muss, dass sie sich das Gerät mühevoll erspart hatten. Martina Gabriella konnte spielen, singen und tanzen „wie eine junge Göttin“, hieß es und sie sah mit ihren engen Capri-Hosen und den weit ausgeschnittenen Streifenpullis mutig aus und fesch, wie man damals so sagte.

Ich weiß nicht, wie stark der Einfluss dieser Schauspielerin auf meine Eltern wirklich war. Doch glaube ich, dass Martina Gabriella die Triebfeder dafür war, dass mich mein Vater Sonntagsmorgens, bei seinen Ausflügen zum Frühschoppen in seine Jugendkneipe „Bei Höstermann“, immer wieder auf einen der hölzernen Kneipentische stellte, mit der Aufforderung an mich, zu singen.
Ich war vielleicht vier Jahre alt und folgte brav seinen Anweisungen. Ich hatte zwei Lieder im Repertoire: „In meinem Garten, da singt ein Amselchen“ und „Mama, hol den Hammer!“ Manchmal sang ich ein Lied, manchmal zwei. Mit piepsiger Kleinmädchenstimme gab ich mein bestes. Alle lachten und applaudierten, während das Bier weiter floss.
Mein, um ein Jahr älterer Bruder stand stumm, mit weit aufgerissenen Augen, daneben. Wenn es vorbei war, sammelte er bei den Gästen Münzen in seine kleine Wollmütze, die wir anschließend untereinander teilten. Manchmal holten wir uns davon gleich eine Portion Erdnüsse aus dem Automaten. Wir steckten einen Groschen hinein und während wir mit einer Hand an einem Knauf drehten, rieselten die Nüsse klickernd aus einer Öffnung in die andere Hand. Das war ein schönes Gefühl.
Heute habe ich das Singen an den Nagel gehängt. Stattdessen habe ich irgendwann zum Kugelschreiber gegriffen. Habe ich eine Geschichte oder ein Gedicht zu meiner Zufriedenheit beendet, freue ich mich darauf, es vorzutragen. Niemand muss mich mehr dafür auf den Tisch stellen und meine Stimme ist lange nicht mehr die eines kleinen Mädchens. Zuweilen aber kann es passieren, dass alle lachen, vielleicht auch applaudieren und das Bier fließt.

Alle Texte aus Ihre seidenen Flügel an Wäscheleinen, Omnino Verlag, Berlin, 2018

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